Kardinal Rainer Maria Woelki predigte in Maria Vesperbild

„Im Himmel vollendet“

MARIA VESPERBILD – Bereits vor zehn Jahren, damals noch Erzbischof von Berlin, war Kardinal Rainer Maria Woelki in Vesperbild zu Mariä Himmelfahrt als Zelebrant des Pontifikalamts an der Mariengrotte zu Gast. Eine Dekade später kam der jetzige Kölner Erzbischof wieder und wurde von den Gläubigen herzlich empfangen. 

Im Vorfeld schon hatte sich die Wallfahrtsdirektion auf der eigenen Internetseite vermittelnd geäußert: „Wir lieben den Sünder und hassen die Sünde.“ Zitiert nach dem heiligen Augustinus rief man die Gläubigen auf, den Kardinal vor dem Hintergrund der konfliktbeladenen Aufarbeitung der Missbrauchsvorfälle im Bistum Köln herzlich und mit Wohlwollen aufzunehmen.

Weit weg für die Gläubigen in Maria Vesperbild war das Bistum Köln mit seinen Konflikten an diesem Abend. Sie waren ganz umfangen von der spirituell aufgeladenen Atmosphäre im heimatlichen Wallfahrtsort. Busreisegruppen und Familien picknickten auf den Rasenflächen am Parkplatz. Senioren, Familien und junge Menschen besichtigten in der Wallfahrtskirche den Fortgang der Renovierung des Hochaltars, bevor sie wieder auf den Vorplatz vor der Wallfahrtskirche traten. 

Das Gnadenbild ist derzeit im Pilgerhaus zu sehen, wo auch die Gottesdienste gefeiert werden. Im kleinen Wallfahrts-Lädle herrschte Hochbetrieb. Bestens verkauften sich Kerzen und Rosenkränze als Souvenir. Mitarbeiterin Hildegard Seirer kam kaum damit nach, die Regale aufzufüllen. Am Weg Richtung Mariengrotte erstanden die Gläubigen an den Verkaufsständen  Kerzen für die Lichterprozession.

Der diesjährige Blumenteppich an der Mariengrotte widmete sich thematisch den größten Marienwallfahrtsorten der Welt, unter anderem mit Darstellungen von Lourdes, Altötting und Tschenstochau. Entworfen und gestaltet wurde das Gesamtkunstwerk aus Tausenden Blüten von Pater Gerhard Löffler und seinem Team. 

Mehr Gläubige als in den beiden pandemiebedingt schlechter besuchten Vorjahren drängten sich schon am frühen Abend an der Grotte, um Kerzen zu entzünden und zu beten. Nachdem tagsüber immer wieder ein frischer Wind geblasen hatte, brannten die Kerzen ruhig, ohne zu verlöschen. Im aktuellen Dürresommer achteten Mitarbeiter der Wallfahrt vermehrt auf ein kontrolliertes Brennen der Kerzen und sorgten für Ordnung.

Am Freiluft-Altar

Zum Einzug der Geistlichkeit unterhalb der Wiese am Altar nahe der Mariengrotte spielte die Blaskapelle Ziemetshausen. Wallfahrtsdirektor Monsignore Erwin Reichart ging in der Mitte des Zugs nach den Fahnenabordnungen und Ehrengästen, gleich danach folgte Kardinal Rainer Maria Woelki.

Wallfahrtsdirektor Reichart betonte zur Begrüßung, die Bischöfe der heutigen Zeit bräuchten besonders den Rückhalt und das Gebet der Gläubigen. Applaus brandete auf. Wer umkehre, finde Erbarmen und Vergebung. Jesus warne davor, den selbsternannten Richter zu spielen.

Ein kurzer Regenguss sorgte für Abkühlung, so dass Kardinal Woelki mit Blick auf die dunklen Wolken und einem Dank für den herbeigesehnten Regen seine Predigt nicht allzu sehr ausdehnte. Inmitten des Sommers sei man zusammengekommen, „um die Mitte unseres Glaubens zu feiern, die Auferstehung Jesu Christi. Wir verehren die Gottesmutter, die er schon vollendet hat im Himmel, mit Leib und Seele“. Weil Maria Jesus in ihrem irdischen Leben aufgenommen habe, habe er auch sie ganz aufgenommen in seine Herrlichkeit. 

Auf Pilgerweg

„Wir wissen, dass wir hier auf einem Pilgerweg sind und uns davon gegenwärtig unser Versagen, unsere Sünde und unsere Schuld trennt – wir wollen Gott um sein Erbarmen bitten“, sagte Woelki. Die Botschaft gehe alle an. Sie habe für das eigene Leben existentielle Bedeutung.

Die Lichterprozession nahm nach der Messe ihren Weg über den Schlossberg und schlängelte sich durch den Wald bergab wieder hinab zur Mariengrotte. Dort drängten sich die Gläubigen im Kerzenlicht zum Schlusssegen am Blumenteppich.

Annette Zoepf

21.08.2022 - Bistum Augsburg , Muttergottes